Prosa: Die Bratpfannen
Als ich im trauten Kreise des Clans
das ebenso vertraute "Pompf" vernahm und kurz darauf den
allzu vertrauten Schmerz am Hinterkopf spürte, wußte ich:
es war wieder Bratpfannenzeit.
Nun wird sich manche unter Ihnen fragen: was um alles in der Welt haben
Bratpfannen und die HEIDEN-ARBEIT
miteinander zu tun? Sehr viel, muß ich da antworten. Entweder
fragen Sie jetzt jemanden, der auch schon eine bekommen hat (und sei
es die kleine Bratpfanne für zwischendurch), oder Sie lesen
weiter.
So, Sie kennen also keine(n) Verbratpfannte(n). Aber, da Sie ja diesen Artikel lesen, mich. Und
ich sage Ihnen, ich weiß ziemlich genau, was eine
Bratpfanne ist. Darum sei es im Folgenden erläutert.
Was ein Heide ist, brauche ich an dieser Stelle nicht zu erklären.
Daß die meisten von uns ständig damit beschäftigt sind,
ihren Weg zu suchen und zu fragen, warum und wozu und wieso überhaupt
sie auf dieser und nicht auf einer anderen Welt und warum in diesem Jahrhundert
und wieso in Deutschland und mit so wenig Mitteln und unter so blöden
Leuten mit so wenig Verstand sie leben, versteht sich auch fast von
selbst. Das ist schon fast eine Eigendefinition von Heide-Sein. Nun
gut. So fragen wir also ständig, warum und wozu ...
Manchmal allerdings gibt es lichte Momente, und es kommt uns eine Antwort
auf die eine oder andere Frage in den Sinn. Daß sie meistens dabei
andere Fragen zeugt, ist hier nebensächlich. Woher aber kommen diese
Antworten? Der Neurologe sagt: da haben ein paar Synapsen im Gehirn gesponnen.
Der Christ sagt: Gottvater war Dir gnädig. Der Positivist sagt: da
mußte man drauf kommen. Der Nihilist sagt: auch egal.
Der Wissenschaftler streitet sich mit anderen Wissenschaftlern
darüber, ob erst die Frage oder die Antwort da war - und
gegebenenfalls, warum -, ich sage: die Antworten sind immer schon da,
sie schweben so umher.
Stellt euch bitte einen n-dimensionalen Raum vor (für Anfängerinnen genügen
drei Dimensionen), in dem die Antworten so umherschweben. Nun ist
dieser Raum ziemlich groß. Er ist sogar außerordentlich
groß im Vergleich zu unserer Erde, auf der wir (lust-)wandeln.
Die Wahrscheinlichkeit, daß eine Antwort und unser wertes Etwas
zusammenstoßen, ist also ziemlich gering. Verließe frau
sich darauf, daß Frage und Antwort zufällig
aufeinanderträfen - es würde so gut wie nie was draus.
Aber selbst wenn: da Antworten -wie alles Geistliche - höchst
leichtgewichtig sind, würden sie vermutlich unseren Kopf durchdringen
wie das berühmte Neutrino die gesamte Erdkugel - nämlich ohne Effekt.
Also, da es nachgewiesenermaßen aber solche Zusammenkünfte gibt,
muß irgend jemand
a) die Wahrscheinlichkeit des Zusammenstoßes erhöhen,
den Antworten also sozusagen den richtigen Schubs geben, und
b) den Antworten ein gewisses Gewicht geben.
Nun kommt also eine solche Antwort - mit Anschub - daher und trifft -
sozusagen vermasst - mit uns zusammen. Das muß ja einen
ziemlichen Effekt haben! Da wir ihn in den meisten Fällen
a) nicht vorausahnen und
b) nicht gewöhnt sind,
kann das ziemlich weh tun - etwa so, als hole Gutemine mit der Bratpfanne
aus und träfe auch noch. Da dieser Vergleich bisher allen Getroffenen
unvergleichlich treffend erschien, wird also eine solche Eingebung einer
Antwort - die selbstverständlich, denn wer sonst sollte den umherschweifenden
Antworten den richtigen Schubs geben, von den Göttern stammt -
eine Bratpfanne genannt.
Und wenn sie noch nicht lang her ist, so scheppert sie noch heute.