Lyrik: Irland 1994

Lyrik: Irland 1994

Es fährt ein Mensch aus Warendorf
Hin zu dem Land, das ganz aus Torf.
Nun ja, nicht ganz, mag's auch so scheinen:
Zum Teil besteht es aus auch Steinen.
Die hat man, wenn's auch noch so stürmt,
Zu Bergen hier und da getürmt.

In Ireland kaum angelandet,
Schon ist der Mensch hinaufgewandelt
Auf diese Berge, die man Croagh
Hier nennt, und keucht und freut sich doch:
Denn obendrauf, schaut man sich um,
Entdeckt man manches alte Tomb.

So kraucht er, fröhlich und voll Dreck,
Von einem hin zum and'ren Fleck,
Sieht Newgrange wohl und Dowth und Knowth,
Kriecht in die Gräber 'rein und 'rowth,
Und fragt sich sehr gewissenhaft:
Wie hat man früher das geschafft?

Zog man die Steine über Späne
Des Holzes, oder gab es Kräne?
Waren die Leute stark, nicht krank,
Verfügten über Zaubertrank?
( Der heute, so erzählt man meist,
Gar schwarz ist, schmeckt und Guinness heißt. )

Doch über all den Steinereien
Vergiß der Mensch nicht, auch die neuen
Genüsse, die das Land so hat,
Zu suchen - guter Fischsalat,
Garnelen, Krabben, Muscheln auch -
Die landen alle gut im Bauch.

Und fährt der Mensch im Land umher,
So schaut und wundert er sich sehr:
Nur wenig pottholes, neue Straßen,
Viel Häuser, wo einst Kühe fraßen,
Die Städte bunt, viel Arbeitsplätze -
Man sieht, die E.U. birgt auch Schätze.

Jedoch der größte Schatz von allen
Das sind die Menschen. Die gefallen
Dem Reisenden vom ersten Tag:
Kaum einer ist, den er nicht mag.
Als Deutscher ist er's kaum gewöhnt,
Wenn's "German? You are welcome!" tönt.

Doch nun genug der krausen Zeilen.
Ich schließe. Mag die Post sich eilen!
Den langen Rest von der Geschichte
Gibt's Aug' in Aug' bei Kerzenlichte.
Drum endet das Gedicht hier schon.
Es sagt "Slán agat" Eurer Fionn.

( Gegeben zu Boyle, Forest Park, im August 1994 )


Zurück zu Hustensaft

Weiter zu Kein Dichter